biographie

 
   
 
 

Trude

Richter

 
 

"Übrigens gab es im Theater eine ausgesprochen bemerkenswerte Person - Gertruda Fridrichowna Richter. Sie war soeben aus der Lagerhaft entlassen worden. ... Gertruda Fridrichowna arbeitete bei uns als Putzfrau. Es war ein Paradox, aber mit allen Fragen zur Geschichte, Weltliteratur oder der kommunistischenn Bewegung vor dem Krieg wandte man sich ausgerechnet an sie. ... Sie lachte: 'Schon wieder ihr mit euren Fragen und ich muss noch den Fußboden fegen'. ...

Einmal kam im Theater ein Brief von Anna Seghers an Richter an. ... Sie schrieb:'...endlich haben wir dich gefunden. Ich gebe dir mein Wort, dass du in zwei Monaten bei uns sein wirst'."

Aus: B. Sawtschenko: "Die Kolyma-Studien des Künstlers Wegener". Erschienen in "Magadanskaja pravda" Nr. 192, 10.08.1988.

   
 

19.11.1899

Wird unter dem Namen Erna Barnick als Tochter eines Oberpostrates in Magdeburg geboren.

1920 – 1924

Studium der Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte in Berlin und Frankfurt/Main.

1926

Erwirbt die Lehrbefähigung zur Gymnasiallehrerin für Germanistik und Geschichte. Schließt sich einer kommunistischen Studentengruppe an.
Zahlreiche Auslandsaufenthalte.

Seit 1926/27

Lebensgemeinschaft mit dem Nationalökonomen Dr. Hans Günther.

1930

Eintritt in die Kommunistische Partei Deutschlands.

Seit 1931

Ständiger Wohnsitz in Berlin.

1932

Wahl zum 1. Sekretär des ab 1933 verbotenen Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller (BPRS).
Legt sich das Pseudonym "Trude Richter" zu.
Emigration von Hans Günther in die Sowjetunion.

Seit Januar 1933

Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur: (Kurierdienste zwischen Berlin und Prag, sammelt Material für illegale Publikationen und verbirgt Verfolgte).

1934

Emigration nach Moskau in die Sowjetunion zu ihrem Lebensgefährten Hans Günther, der als Schriftsteller und Mitarbeiter der Kommunistischen Akademie tätig ist.
Lehrt am Moskauer pädagogischen Institut für neuere Sprachen und arbeitete an ihrer Habilitation.

03.11.1936

Verleihung der sowjetischen Staatsbürgerschaft.

04.11.1936

Verhaftung Trude Richters und ihres Lebensgefährten.

Ende 1937

Verurteilung nach dem so genannten Buchstabenparagraphen KRTD (konterrevolutionäre trotzkistische Tätigkeit) zu Lagerhaft.

17.08.1938 - 14.09.1946

Haftverbüßung im Lagergebiet von Kolyma. Ihr Lebensgefährte Hans Günther wird auch nach Kolyma deportiert und stirbt im Lager.

14.09.1946

Entlassung aus der Haft.

1946 - 1949

Arbeitet am Gorki-Theater von Magadan als Garderobenfrau und hilft bei der Ausstattung der Stücke und im Orchester.

23.08.1949

Verhaftung und Deportation nach Ust-Omtschug, Zuweisung zur Bergbauverwaltung.

1950 - 1953

Fremdsprachenlehrerin für Erwachsene und Pianistin im Kulturklub von Ust-Omtschug.
Insgesamt verbringt sie über 19 Jahre als Zwangsarbeiterin und “freie Verbannte”.

1953

Entlassung aus der Haft, Rückkehr nach Moskau und anschließende Wiederaufnahme in die Kommunistische Partei.

1956

Erst nach dem XX. Parteitag der KPdSU und durch Vermittlung von Anna Seghers wird T. Richter offiziell rehabilitiert und kann in die DDR zurückkehren.

1957 - 1966

Lehrtätigkeit am Leipziger Literaturinstitut “Johannes R. Becher”. Mentorin später bekannter Schriftsteller wie Hans Weber, Horst Salomon u.a. Veröffentlicht als Schriftstellerin Publikationen zur sozialistischen Literaturbewegung.

Beginnt, ihre Erinnerungen an die Lagerhaft niederzuschreiben. Darf diese jedoch wegen des vom ZK der SED auferlegten Schweigegebots nicht veröffentlichen.
Bleibt bis zu ihrem Lebensende eine überzeugte Kommunistin.

20.01.1989

Stirbt in Berlin.

1990

Ihr Buch "Totgesagt. Erinnerungen" erscheint noch in der DDR.

Lagerhaft in

NORDÖSTLICHES ITL, TENKA-ITL DES DALSTROI

     
 

Fotos, Illustrationen und Dokumente

Richter, T.: Zeitungsartikel    

Richter, T.: Zeitungsartikel