biographie

 
   
 
 

Horst

Hennig

 
 

Unsere Entscheidung, die Arbeit einzustellen, ist durch die feste Überzeugung motiviert, daß an uns großes Unrecht verübt wurde, daß unsere menschliche Würde entgegen dem verfassungsmäßigen Recht der Persönlichkeit mit Füßen getreten wurde, daß wir der Willkür der Organe des MGB und MWD zum Opfer gefallen sind. Aufgrund dieser Willkür erlitten wir während der ganzen Haftzeit und erleiden wir auch jetzt noch auf jedem Schritt und Tritt unseres menschlichen Daseins ständige Verhöhnungen, Terror, Prügel, Beschimpfungen und Demütigungen.

Es wurden also für uns Bedingungen geschaffen, die zu unserer allmählichen Vernichtung führen. Die von dem Volksfeind Berija installierte Administration hindert uns nach wie vor daran. die Wahrheit über unsere Lage den obersten sowjetischen Organen zur Kenntnis zu bringen. Eine solche Lage können wir nicht weiter ertragen. Dies alles muß nach Recht und Gesetz beendet werden.



Angesichts des oben Dargelegten fordern wir:

1. die Freilassung aller politischen Häftlinge aus den Lagern; 2. die Möglichkeit für Ausländer, in ihre Heimat zurückzukehren; 3. die Garantie der Straflosigkeit für alle Streikenden.

Begegnungen in Workuta. Hrsg. von Jan Foitzik und Horst Hennig. Leipziger Universitätsverlag 2003, S. 236.

(Textauswahl: S. Jenkner)

   
 

1926

In Siersleben (Mansfelder Land) geboren.

1948-1950

Studium der Medizin an der Universität Halle, Mitglied einer oppositionellen Studentengruppe.

März 1950

Verhaftung und anschließend Verurteilung durch ein sowjetisches Militärtribunal in Halle zu 25 Jahren Zwangsarbeit.

1950

Deportation nach Workuta.

Juli 1953

Beteiligung am Gefangenenstreik im Lager des Schachtes 29. Überlebt das blutige Ende, als Soldaten auf die am Lagertor versammelten Häftlinge schossen.

Ende 1955

Entlassung aus der Haft in die Bundesrepublik Deutschland.

1956-1961

Fortsetzung seines Medizinstudiums und Promotion an der Universität Köln.

1962

Eintritt in die Bundeswehr, zunächst als Sanitätsarzt, Aufstieg bis zum Generalarzt.

1992

Rehabilitierung. Lebt heute in Köln.

2003

Publikation "Begegnungen in Workuta" - darin eine in seinem Privatarchiv erhaltene Kopie der Forderungen der streikenden Häftlinge des Schachtlagers 29.

21.05.2020

Tod in Köln.

Lagerhaft in

FLUSSLAGER

     
 

Fotos, Illustrationen und Dokumente

Hennig, Horst    

Hennig, Horst

    

Die Veröffentlichung des Fotos und Buchauszugs erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Leipziger Unversitätsverlags.