biographie

 
   
 
 

Nikolai

Wladimirowitsch

Timofejew-Ressowski

 
 

"Wissen Sie, was das Stalinsche Regime ist? Die östliche Variante der Despotie. Vollständige Willkür. Jede vernünftige Regung wurde zur Zeit des Stalinismus bei uns vollständig unterdrückt.



Sagen Sie selbst, ist die Welt jener Insekten, die in Staatengemeinschaften leben, nicht bemerkenswert und vollkommen? Wie anders wäre das Leben auf der Erde bis zum jetzigen Augenblick, bis zum heutigen Tag, wenn im Kampf um das Leben nicht wir, sondern jene Staaten bildenden Insekten die Gewinner gewesen wären. Es gäbe keine Moral, Ethik, Religion oder irgendwelche anderen höherstehenden Dinge auf der Erde. Doch solange wir Menschen auf der Erde leben, gibt es sie jetzt und in alle Ewigkeit."

N. W. Timofejew-Ressowski: "Vospominanija." [Erinnerungen]. Moskau, 2000. S. 373, 398.

   
 

07.09.1900

In Moskau geboren. Sein Vater ist Eisenbahningenieur.

1911 – 1918

Besuch des Gymnasiums in Kiew und Moskau.

1916 – 1918

Student der Städtischen Volksuniversität "A. L. Schanjawski" in Moskau.

1918 – 1922

Universitätsstudium (Mathematisch-physikalische Fakultät) in Moskau. Wissenschaftler-Genetiker, Fachmann auf dem Gebiet der Populations- und Radiationsgenetik.

1919 – 1920

Dienst in der Roten Armee im 117. Schützenbataillon der 12. Armee. Kämpft im Bürgerkrieg.

1921 – 1925

Dozent für Biologie, Zoologie an verschiedenen Lehranstalten in Moskau. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Experimentelle Biologie am Staatlichen Wissenschaftlichen Institut für Volksgesundheit (GINS).

1922

Heirat.

1923

Geburt des Sohnes Dmitri, der 1943 in Deutschland von der Gestapo verhaftet wird und am 01.05.1945 in Mauthausen stirbt.

Ab 1925

Wohnt und arbeitet in Deutschland. Arbeitet am Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung in Berlin-Buch, zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter, später als Leiter der Abteilung für Genetik und Biophysik.

1927

Geburt des Sohnes Andrei.

1935

Veröffentlicht zusammen mit dem Genetiker Max Delbrück ein Werk über Genmutationen und legt damit den Grundstein für die moderne Genetik.

1937

Weigert sich in die UdSSR zurückzukehren.

1940

Wahl zum ordentlichen Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle/Saale.

13.09.1945

Verhaftung in Berlin. Ihm wird seine Weigerung zur Rückkehr zur Last gelegt. Heimliche Deportation in die UdSSR.

08.10.1945

Überführung in ein Gefängnis auf sowjetischem Territorium, offizieller Beginn der Haftstrafe.

1945 – 1947

Haftverbüßung im Lagergebiet Karaganda, Einsatz zu allgemeinen Arbeiten. Verlegung nach Moskau in das Krankenhaus des Butyrka-Gefängnisses.

04.07.1946

Verurteilung durch ein Militärkollegium nach Artikel 58-1a zu zehn Jahren Lagerhaft und weiteren fünf Jahren Entzug der Bürgerrechte sowie Konfiszierung des Vermögens.

April 1947 – 1955

Verlegung in eine "Scharaschka" (Spezialgefängnis für Wissenschaftler), Leiter der Abteilung und des Labors für Biophysik des Objekts 0215 (Sungul, Gebiet Tscheljabinsk).

1951

Wegen "großer Erfolge in der wissenschaftlichen Forschungsarbeit" von der weiteren "Haftverbüßung" befreit.

März 1955

Urteilsaufhebung.

1955 – 1964

Leiter des Labors und später der Abteilung für Biophysik des Biologieinstituts einer Zweigstelle der Akademie der Wissenschaften im Ural (Swerdlowsk), was praktisch einer Verbannung gleichzusetzen war. Da Timofejew auch noch lange nach Haftverbüßung der Aufenthalt in Moskau verboten war, fuhren Wissenschaftler aus der ganzen Sowjetunion zu ihm in das Städtchen Miassowo im Südural, um dort seine Seminare zu besuchen.

1956

Wird ordentliches Mitglied der Moskauer Gesellschaft der Naturforscher.

Dezember 1957

Promoviert am Leningrader Botanischen Institut der Akademie der Wissenschaften.

14.10.1964

Erst nach wiederholter Verteidigung wird ihm von der AdW der Titel "Doktor der biologischen Wissenschaften" verliehen.

1964 – April 1969

Leiter der Abteilung für Radiobiologie und Genetik am Institut für medizinische Radiologie der Akademie der medizinischen Wissenschaften in Obninsk.

Ehrenmitglied zahlreicher internationaler wissenschaftlicher Gesellschaften und Akademien (Deutschland, Schweden, USA, Großbritannien u.a.).

28.03.1981

In Obninsk gestorben.

29.06.1992

Rehabilitierung.

Lagerhaft in

KARAGANDA-ITL

     
 

Fotos, Illustrationen und Dokumente

Timofejew-Ressowski, N. W.: Woche des GewissensTschetschin, O.: Artikel zu Timofejew-Ressowski   

Timofejew-Ressowski, N. W.: Woche des Gewissens

Tschetschin, O.: Artikel zu Timofejew-Ressowski