biographie

 
   
 
 

Jelena

Georgijewna

Schukowskaja

 
 

"In unserem Land muss die bisher unbekannte Produktion von Kaprolaktam angekurbelt werden. Aus Deutschland kommen Ausrüstungen und deutsche Fachleute. Stalins Befehl: Beherrschung der Produktions bis zum genannten Datum des genannten Monats. Ein Großeinsatz wird ausgerufen. Doch wie soll man mit den Deutschen arbeiten? Man brauchte nicht nur einen Chemie-Fachmann, sondern jemanden, der sowohl der deutschen Sprache als auch der wissenschaftlichen Terminologie mächtig war... Die befreundeten Chemiker benannten Jelena Georgijewna... Und ein Wunder geschieht! Der Direktor der neuen Produktionseinrichtung - ein Bruder von Kaganowitsch - gibt die Frage nach "oben" weiter: 'Die Lage ist aussichtslos, ein anderer Kandidat nicht aufzutreiben'. Jelena Georgijewna wird zum Leiter jenes Labors ernannt, in dem die Deutschen arbeiten werden...

Doch sobald die Produktion läuft, kommt Ziffer 39 zum Tragen: innerhalb von 48 Stunden muss Jelena Georgijewna Dserschinsk, die verbotene Stadt, verlassen..."

M. M. Jakowenko: Nachruf.

Erschienen in der Zeitung "Memorial-Aspekt" Nr. 4 vom 28.11.1993.

   
 

27.02.1906

In Wosnessensk (Ukraine) geboren.

Ab 1922

Studium an der Technischen Fachhochschule Moskau, anschließend Dissertation.

1932

Begleitet ihren Mann, Semjon B. Schukowski, den stellvertretenden Handelsattaché für Importe, nach Berlin. Fährt im Auftrag der Botschaft nach Köln, Bonn und Paris zur Abnahme von Buntmetallrohren, die für die Luftfahrtindustrie benötigt werden.

Mitte 1930er Jahre

Rückkehr nach Moskau, arbeitet am Institut für physikalische Chemie der Akademie der Wissenschaften.
Zwei Kinder.

Oktober 1938

Verhaftung und Hinrichtung des Mannes J. G. Schukowski.

11.11.1938

Verhaftung in Moskau. Ihrem Vater gelingt es, die Kinder bei sich aufzunehmen.
Hauptanschuldigung: Sie hätte von der konterrevolutionären Tätigkeit ihres Mannes gewusst und diese nicht zur Anzeige gebracht.

Ende 1938 - Anfang 1940

Untersuchungshaft im Butyrka-Gefängnis.

27.02.1940

Verurteilung durch einen Sonderausschuss nach dem so genannten Buchstabenparagraphen SOE (sozial-gefährliches Element) zu acht Jahren Lagerhaft und Entzug der Bürgerrechte.

1940 – 1946

Haftverbüßung im Nördlichen Eisenbahn-ITL und im Uchta-Ischma-ITL. Einsatz zu allgemeinen Arbeiten beim Brückenbau. Nach einem schweren Trauma und Krankenhausaufenthalt Rückkehr zu allgemeinen Arbeiten. Gegen Ende der Haftzeit wird sie auf Drängen mehrerer gefangener Wissenschaftler als Fachfrau für Chemie einer Gruppe zugeordnet, die sich mit der Erdölgewinnung beschäftigt.

17.08.1946

Vorzeitige Entlassung aus der Haft (um zwei Monate, wegen erfolgreichem Abschluss aller Arbeiten), ohne Recht auf Wohnsitz in großen und Hauptstädten. Diese Einschränkung der Bewegungsfreiheit wird im Personalausweis mit der Ziffer 39 vermerkt.
Wird für drei Monate zur Leiterin des Laboratorium in Dneprodserschinsk ernannt. Nach Beendigung der Arbeiten treten sofort die Aufenthaltsbeschränkungen in Kraft, und sie nimmt eine Arbeit in einer Netzfabrik in der Siedlung Rescheticha auf.

09.04.1955

Rehabilitierung.
Kehrt nun nach Moskau zurück, wo sie am Institut für physikalische Chemie der Akademie der Wissenschaft arbeitet und promoviert.
Aktives Mitglied bei "MEMORIAL" seit Gründung dieser Organisation.

20.11.1993

In Moskau gestorben.

Lagerhaft in

NÖRDLICHES EISENBAHN-ITL, UCHTA-ISCHMA-ITL

     
 

Fotos, Illustrationen und Dokumente

Schukowskaja, J. G.: FamilienaufnahmeSchukowskaja, J. G.: GruppenfotoSchukowskaja, J. G.: 1935Schukowskaja, J. G.: In der HaftSchukowskaja, J. G.: 1956

Schukowskaja, J. G.: Familienaufnahme

Schukowskaja, J. G.: Gruppenfoto

Schukowskaja, J. G.: 1935

Schukowskaja, J. G.: In der Haft

Schukowskaja, J. G.: 1956

Schukowskaja, J. G.: 1990er Jahre    

Schukowskaja, J. G.: 1990er Jahre