biographie

 
   
 
 

Warlam

Tichonowitsch

Schalamow

 
 

"Der Frost, der fliegende Spucke in Eis verwandelte, drang auch in die Seelen der Menschen. Wenn einem die Knochen fast erfroren, konnten auch Hirn und Seele einfrieren. Bei dieser grimmigen Kälte konnte man nicht mehr denken. Das war leicht zu erklären: Bei Hunger und Kälte wird das Gehirn schlecht mit Nahrung versorgt und die Gehirnzellen vertrocknen – das war ein einfacher physikalischer Vorgang. Wer wusste, ob er wie andere Erfrierungen umkehrbar war, ‚reversibel’, wie man in der Medizin sagt? Vielleicht blieben diese Zerstörungen für immer. Mit der Seele war es ähnlich, sie fror sozusagen ein und blieb wahrscheinlich für immer kalt."

Warlam Schalamow (fälschlich: Schalanow): Artikel 58. Aufzeichnungen des Häftlings Schalanow. Köln 1967. S. 21.

   
 

18.06./01.07.1907

Geb. in Wologda.

1924-1926

Umzug nach Moskau. Arbeit in einem Betrieb. Beginn des Jurastudiums in Moskau.

19.02.1929

Verhaftung wegen Verbreitung von Lenins Testament. Untersuchungshaft in der Butyrka. Anklage nach Art. 58-10, 11. Verurteilung zu drei Jahren Lagerhaft und fünf Jahren Verbannung in den Norden.

1929-1931

Haft im WischerLag auf den Solowezki-Inseln. Holzfällerei.

1931

Entlassung aus dem Lager. Wiederherstellung aller Rechte.

1929-1931

Rückkehr nach Moskau. Journalistische Tätigkeit.

Januar 1937

Erneute Verhaftung. Urteil: Fünf Jahre Lagerhaft wegen "konterrevolutionärer trotzkistischer Tätigkeit".

August 1937

Eintreffen an der Bucht Nagajewo (Magadan). Arbeit in der Goldgrube "Partisan".

1937-1942

Haftverbüßung auf Kolyma.

1942

Ende der Haftzeit. Verlängerung der Haft bis Kriegsende. Arbeit in einer Kohlegrube.

Dezember 1942

Verhaftung in Arkagala. Strafverschickung in die Goldgrube Dschelgal, Arbeit in einer Kohlebrigade.

Juni 1943

Neues Verfahren in Jagodny. Verurteilung zu zehn Jahren Lagerhaft (Art. 58-10).

1943-1944

Eingesetzt zu Schachtarbeiten in der Grube "Spokoiny".

1944

Verhaftung in Jagodny. Neues Verfahren aufgrund von Denunziationen.

1945

Fluchtversuch. Neues Verfahren (ohne Änderung des Strafmaßes). Strafversetzung in die Strafzone von Dschelgal.

1947-1949

Arbeit im Gefängniskrankenhaus.

1949-1952

Arbeit als Arzthelfer für Gefangene.

13.10.1951

Entlassung aus dem Lager, ohne aufs Festland zurückkehren zu können.

1952-1953

Arbeit als Arzthelfer im Lager in Kjubjuma.

Herbst 1953

Rückkehr nach Moskau.

1954

Beginn der Arbeit an den "Erzählungen von Kolyma".

18.07.1956

Rehabilitierung.

1960/70er Jahre

Literarische Arbeiten.

1978

Die "Erzählungen von Kolyma" erscheinen in russischer Sprache in London.

17.01.1982

Tod in Moskau.

Lagerhaft in

NÖRDLICHES ITL DES DALSTROI, NORDÖSTLICHES ITL, UFERLAGER, WISCHERA-ITL

     
 

Fotos, Illustrationen und Dokumente

Warlam Schalamow    

Warlam Schalamow

    

Biographie: Vera Ammer