Aus einem Brief aus dem Gefängnis an seine Lebensgefährtin (den auch Wilhelm Pieck zu sehen bekam):
"Nach der Verhaftung saß ich bis zum 19.1.1938 ohne jegliches Verhör in Haft. Am 19. Januar 1938 begann das Verhör, daß ununterbrochen zehn Tage und Nächte dauerte. Ich mußte ohne Schlaf und fast ohne Nahrung die ganze Zeit stehen. Das Verhör bestand in der Erhebung der sinnlosesten Anschuldigungen und wurde durch solche Faust- und Fußschläge begleitet, daß ich nur unter schrecklichsten Schmerzen stehen konnte. Die Haut platzte, in den Schuhen sammelte sich Blut. Einige Male wurde ich ohnmächtig. Dann fiel ich um und wurde abtransportiert. Als ich wieder zu mir kam, mußte ich sofort wieder stehen. Man verlangte von mir, ein Geständnis zu unterschreiben, daß ich Spion und Terrorist bin und daß ich für Pjatnitzki den Block der Rechten und Trotzkisten organisierte.
Davon ist kein Wort wahr. Ich weigerte mich, die Anschuldigungen zu unterschreiben. ……Es gab Tage, an denen man mir drei bis vier Morphiumspritzen verabreichte, aber danach wurden die Verprügelungen fortgesetzt. In einem solchen Zustand der Unzurechnungsfähigkeit begann ich unter dem Diktat der Untersuchungsführer allerlei Anschuldigungen zu schreiben …. Im Februar 1939 wurde ich zum zweitenmal ins Lefortowo-Gefängnis eingesperrt und man begann mit neuen Foltern. Einige Tage danach, am 5. Mai 1939, kam ich vor das Militärkollegium. Die Gerichtsverhandlung dauerte drei bis vier Minuten und ich wurde zu 15 Jahren Lagerhaft verurteilt. … Ich war seltsamerweise nach diesem Urteil sogar froh, da die Prügeleien und die Folter aufhörten."
Reinhard Müller: Der Fall des Antikomintern-Blocks – ein vierter Moskauer Schauprozeß. In: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung, 1996, S. 187-214, hier S. 198 f.
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