biographie

 
   
 
 

Soja

Dmitrijewna

Martschenko

 
 

„Und ich denke an unsere gemeinsamen Gespräche, Reisen und Spaziergänge zurück und erneut kehrt das Gefühl zurück, dass diese Liebe dazu verdammt war kurz und unausgefüllt zu bleiben. Als jeder Tag der letzte Tag in Freiheit und überhaupt des Lebens sein konnte, als ich ihm sagte: ‚Wir leben zu gut! Das Leben gestattet das uns nur für eine kurze Weile’…

Haben wir unsere Worte, Gedanken und Gefühle wirklich an das Nichtsein verloren? Das Leben schenkt uns das unermessliche Glück der Liebe, später nimmt es uns das und hinterlässt uns auf immer das Gift dieses Glücks, da wir wissen, wie leicht, wie selbstverständlich – und gleichzeitig – wie selten dieses Gefühl ist…“

„Man möchte alle beim Namen nennen“, Moskau, 1993, S. 33. (Zitat ist dem Manuskript aus dem Privatarchiv S. D. Martschenkos entnommen).

   
 

14.05.1907

In der Siedlung Jampol, Gebiet Sumy, als Tochter eines Lehrers geboren.

1923-1924

Fährt nach Moskau, um sich an der Hochschule einzuschreiben, absolviert jedoch zunächst einen zweijährigen Stenographiekurs an einer staatlichen Einrichtung und arbeitet dann als Stenographin für das Volkskommissariat für Verkehr.

1925-1931

Stenographin am Kollegium des Volkskommissariats für Verkehr.

1929

Der Bruder Grigori Martschenko wird verhaftet und zu zehn Jahren Lagerhaft auf den Solowezki-Inseln verurteilt.

Juli 1931

Soja Martschenko wird der Kontakte zu Trotzkisten verdächtigt, da sie die Aufzeichnungen ihres Gesprächs mit dem Bruder beim letzten Treffen im Butyrka-Gefängnis aufbewahrt, und in Moskau verhaftet. Untersuchungshaft - wie der Bruder - im Butyrka-Gefängnis.

12.10.1931

Verurteilung durch einen Sonderausschuss der OGPU zu drei Jahren Lagerhaft.

1932 - 1934

Haftverbüßung in der Arbeitskommune Nr. 2 im ehemaligen Nikolaus-Ugreschski-Kloster in Ljuberzy, Gebiet Moskau, wo sie als Stenographin arbeitet.

Juli 1934

Entlassung nach vollständiger Haftverbüßung.
Darf jedoch nicht nach Moskau zurückkehren und fährt deshalb nach Murom, wo sie beim Bau einer Fabrik arbeitet. Dort lernt sie den deutschen Politemigranten Hermann Taubenberger kennen, der auf diesem Bau als leitender Ingenieur tätig ist.
Heirat mit Hermann Taubenberger.

1936

Verhaftung des Ehemannes.
Umzug zu den Eltern nach Jampol aus gesundheitlichen Gründen .

1937

Lagerinterne Verurteilung des Bruders Grigori Martschenko zum Tod durch Erschießen.

27.08.1937

Verhaftung in Jampol, wo sie bei den Eltern wohnte.
Untersuchungsverfahren in Jampol und Konotop.

1938 - 1946

Haftverbüßung in Magadan in einem Dalstroi-ITL.

28.03.1938

Verurteilung durch einen Sonderausschuss des NKWD nach dem Buchstabenparagraphen "KRTD" (konterrevolutionäre trotzkistische Tätigkeit) zu acht Jahren Lagerhaft.

14.09.1946

Entlassung aus dem Lager nach vollständiger Haftverbüßung. Hatte sogar ein Jahr länger in Lagerhaft verbracht, da man sie dort "bis auf weiteres" festgehalten hatte.

1946 - 1947

Arbeitet als "Freie" weiterhin in Magadan in einem Übersetzungbüro.

1947

Rückkehr zu den Verwandten nach Jampol, arbeitet als Sekretärin Bezirksverbraucherverband.

Januar 1949

Wird im Zuge der Welle der so genannten "wiederholten Verhaftungen" in Jampol verhaftet. Untersuchungsverfahren in Jampol und Sumy (dort in Einzelhaft).

13.04.1949

Verurteilung durch eine so genannte Troika des NKWD zu ewiger Verbannung in die Region Krasnojarsk.

1949 - 1956

Verbannung in die Siedlung Jermakowo, Region Krasnojarsk. Arbeitet als Ökonom und Stenotypistin auf dem Bau der so genannten "Toten Straße". Lernt hier ihren zweiten Mann, den Sowjetdeutschen Nikolai Scheff kennen.
Nach dem Tode Stalins wurden die Bauarbeiten abgebrochen, aber die Verbannung nicht aufgehoben. Arbeitet weiterhin in Krasnojarsk und Kemerowo.

22.02.1956

Aufhebung der Verbannung und Rehabilitierung zu den Strafsachen von 1937 und 1949.

29.04.1956

Rehabilitierung zur Strafsache von 1931.

1959 - 1973

Wohnt zunächst in Koselsk bei Kaluga und später in Gatschina, Gebiet Leningrad, wo der Ehemann als leitender Ingenieur des ansässigen Baukombinats arbeitete.
Aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben in der "Tauwetter-Periode".

1973

Umzug zu den Verwandten nach Moskau.

1973 - 2000

Wohnt in Moskau. Aktives MEMORIAL-Mitglied, besonders bei der Wiederbelebung der Kontakte zwischen ehemaligen Kolyma-Häftlingen.

04.11.2000

Stirbt in Moskau.

Lagerhaft in

NÖRDLICHE ITL-VERWALTUNG UND BAU 503, NORDÖSTLICHES ITL

   
 

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