|
|
|
"Es wurde nur frisiert, die Norm war überhaupt nicht zu erfüllen, man war ganz froh, wenn man einen Brigadier hatte, der das entsprechend aufschrieb. Es wurde gepfuscht bis zum Äußersten, der Brigadier war selbst interessiert daran, dass seine Norm erfüllt wurde. Ich sagte, die Stempel sollten an die 4,5 bis 6 Meter bis zur Permafrostschicht getrieben werden – und 10 Prozent der Löcher wurden von der Kommission abgenommen. Die übrigen wurden natürlich 1,50 oder 2 Meter tief gemacht, dann wurden die Stempel abgeschnitten und das Holz verkauft oder ähnliches gemacht. Ich bin 1998 in Workuta gewesen – von den Häusern, die wir gebaut haben, habe ich keines mehr gesehen.
Wir haben auch bei minus 30 Grad Außenputz gemacht – da brauchte man nur Sand und Wasser, man konnte sich den Kalk sparen. Bei den ersten Sonnenstrahlen fiel der Putz herunter, aber da war der Bau schon abgenommen."
Aus einem Interview mit Ernst Friedrich Wirth (2005)
|
|
|
|
|
|
13.11.1932 | Geb. in Meuselwitz. | 1951 | Abitur. Danach Arbeit in einem Industriebetrieb in Böhlen. | April 1952 | Verhaftung. Untersuchungshaft in Leipzig (Nordstraße) und Potsdam (Leistikowstraße). | Juli 1952 | Anklage wegen antisowjetischer Agitation und Propaganda, Zugehörigkeit zu einer feindlichen Gruppe und Spionage. Mit drei weiteren Angeklagten (Heinz Baumbach, Heinz Eisfeld, Helmut Paichert) zum Tode verurteilt. | August 1952 | Transport nach Moskau. Aufenthalt in der Butyrka. | Oktober 1952 | Begnadigung zu zwanzig Jahren Haft. Sofortige Trennung von den anderen zum Tode Verurteilten (die hingerichtet werden). | Dezember 1952 | Transport über das Zwischenlager Russajewka nach Workuta. | 1952-1954 | Haftverbüßung in Workuta, Schacht 8. | Ende 1954 | Aus Workuta erst nach Inta und dann nach Suchobeswodnoje verbracht (dort längerer Aufenthalt). | Januar 1956 | Entlassung in die Bundesrepublik. | ab 1956 | Chemiestudium. Arbeit als Chemieingenieur. | | Lebt heute in Köln. | |
Lagerhaft in | MINERALLAGER, FLUSSLAGER, UNSCHA-ITL |
|
|
|
|
|
|