Über den Rundfunk wurden die Streikenden wiederholt aufgefordert, sofort die Arbeit wiederaufzunehmen, es wurde sogar Straffreiheit für die Aktivisten des Streikes zugesichert. Alle Verhandlungen, die in den Lagern selbst mit den verschiedenen Kommissionen durchgeführt wurden, verliefen ergebnislos, da die Streikführung sämtlicher Lager nur mit einer ministeriellen Kommission aus Moskau verhandeln wollte. Diese Kommission wurde zugesagt. In der Zwischenzeit versuchten ein Generalstaatsanwalt und verschiedene Generale die Streikenden zur Wiederaufnahme der Arbeit zu bewegen. Allerdings verliefen sämtliche Versuche ohne Erfolg. Da die Regierung den dort stationierten Soldaten nicht traute, wurden mehrere militärische Einheiten Krasnojarsker Pioniere per Flugzeug in den Raum Norilsk geschafft und die Lager in mehreren Ketten umstellt. Das 4., 5. und 6. Lager wurde nacheinander im Juli im Sturm von den Soldaten genommen. In der anschließenden Untersuchung wurden die Streikaktivisten heraussortiert und zunächst in einem geräumten Lager, das zum Straflager erklärt wurde, zusammengezogen. Das Lager 3 wurde am 4. August um 3 Uhr früh aufgefordert, binnen 15 Minuten das Lager zu räumen. Die Gefangenen lehnten das ab. Mit Waffengewalt wurde das Lager gesäubert, wobei wahllos, auf die Gefangenen geschossen wurde. Der größte Teil der Gefangenen ging bei dem ungleichen Kampf dem Tode entgegen; im Lager 3, fielen 120 Gefangene, während weitere 200 zum Teil schwer verwundet wurden. Bei der Durchsiebung am Lagertor, die bis abends 18 Uhr dauerte, wurden etwa 500 herausgenommen. Außerhalb des Lagers wurden noch von den Soldaten beim Spießrutenlaufen etwa 50 Mann mit Bajonetten und Knüppeln totgeschlagen.
Karl Heinrich (Pseudonym für Wilfred Busch): Wir streikten in Norilsk. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung "Das Parlament". Bonn Nr. XXIII/1956, S. 359.
(Textauswahl: S. Jenkner)
|