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Maja Alexandrowna Ulanowskaja |
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"Im Durchgangslager in Taischet trafen wir einige ‚Rezidivisten’. Die Bedeutung dieses seltsamen Wortes war schrecklich. Diese Frauen hatten zum zweiten Mal eine Haftstrafe erhalten und waren wieder ins Lager gekommen. In der Regel wurde nicht einmal eine neue Anklage erhoben, sondern einfach das alte Verfahren noch einmal aufgerollt. Die abgesessene zehnjährige Haftstrafe erschien offenbar als nicht mehr zeitgemäß. Andere, die die erste Haftstrafe hinter sich hatten und in der Verbannung lebten, hatten dort ihre neue Strafe ‚verdient’, gewöhnlich für ‚antisowjetische Agitation’: Sie hatten jemandem über die Lager erzählt oder sich beklagt, dass ihr Leben für nichts und wieder nichts verdorben worden war."
Nadežda Ulanovskaja / Maja Ulanovskaja: Istorija odnoj sem'i. Memuary (Die Geschichte einer Familie. Memoiren). St. Petersburg 2005. S. 226.
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1932 | Geb. in Moskau. | 21.02.1948 | Inhaftierung der Mutter, Nadeschda Ulanowskaja. | 02.03.1949 | Verhaftung des Vaters, Alexander Ulanowski. | 1949-1951 | Schulabschluss, Studienbeginn am Institut für Nahrungsmittelindustrie. Schließt sich einem philosophisch-politischen Diskussionskreis um Jewgeni Gurjewitsch, Boris Sluzki, Wladlen Furman und anderen an, in dem offene und kritische Gespräche geführt werden, aus dem die oppositionelle Gruppierung unter der Bezeichnung "Kampfbund für die Sache der Revolution" hervorgeht.
Besuch der Mutter im Durchgangslager Wologda. | 18.01.1951 | Verhaftung führender Mitglieder der Oppositionsgruppe. | 07.02.1951 | Verhaftung. Untersuchungshaft in der Lubjanka und in Lefortowo, über ein Jahr in Einzelhaft. Verhör u. a. durch den Minister für Staatssicherheit, Wiktor Abakumow (der später selbst verhaftet wurde; erschossen im Dezember 1954). Anklage wegen "Gründung einer jüdischen antisowjetischen terroristischen Jugendorganisation". | 07.02.-14.02.1952 | Prozess gegen die Mitglieder der Gruppe vor dem Militärkollegium des Obersten Gerichts. Anklage nach Artikel 58-1a, 8, 10, 11 StGB der RSFSR. Verurteilung zu 25 Jahren Lagerhaft. Die führenden Mitglieder der Gruppe, Boris Sluzki, Wladlen Furmann und Jewgeni Gurjewitsch, werden zum Tode verurteilt und hingerichtet. | 1953 | Haftverbüßung u. a. in Oserlag (Lager an der Trasse Taischet-Bratsk), der 49. Kolonne des Lagers Taischet. Ausschachtungsarbeiten. Zeitweise im Invalidenlager. Später Arbeit in der Glimmerproduktion und in einer Ziegelei. | 1956 | Transport nach Moskau zum Revisionsverfahren. Herabsetzung der Haftzeit auf fünf Jahre Lagerhaft und drei Jahre Verlust der bürgerlichen Rechte (Art. 58-1a u. 8 werden fallengelassen). Dadurch am 25.4.1956 Haftentlassung aufgrund einer Amnestie. Besuch der Mutter in Potma. Haftentlassung der Eltern. | 1960/70er Jahre | Arbeit in der Bibliothek des INION (Institut für wiss. Information auf dem Gebiet der Gesellschaftswissenschaften). | 1973 | Ausreise nach Israel. | 1989 | Vollständige Rehabilitierung der Gruppe mit dem Hinweis auf "unerlaubte Untersuchungsmethoden". | | Lebt in Jerusalem. | 25.06.2020 | Tod in Jerusalem. | |
Lagerhaft in | ANGARA-ITL, SEELAGER |
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