"Das durchgeführte Ermittlungsverfahren hat festgestellt, dass M. G. Jerogina-Suchanowa von 1927 bis 1940 verdächtige Beziehungen mit dem Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Moskau, W. Stein und seiner Frau unterhielt. Bei Gesprächen gab sie diverse Auskünfte über die Sowjetunion und erhielt von ihnen Sachgeschenke.
Außerdem war M. G. Jerogina-Suchanowa feindlich eingestellt und nahm an konterrevolutionären Aufmärschen teil, die ihr früherer Ehemann N. N. Suchanow (verurteilt) organisierte. Bei diesen antisowjetisch eingestellten Zusammenkünften wurden Maßnahmen der Sowjetmacht kritisiert."
Auszug aus der Untersuchungsakte von 1941. DIESE BESCHULDIGUNGEN führten zu ihrer Verhaftung und Verurteilung.
27.03.1897
In Moskau als Tochter eines deutschen Vaters und einer schwedischen Mutter geboren.
Dreijährige Ausbildung zur Pianistin am Konservatorium.
1918 – 1921
Wohnt in Halle / S. bei ihrem Vater.
1921 – 1923
Wohnt in Berlin und arbeitet als Sekretärin im Verlag Grschebin. Lernt ihren späteren Ehemann N. N. Suchanow kennen.
1924 – 1927
Arbeitet als Stenotypistin in der Handelsvertretung der UdSSR zunächst in Berlin, später in Paris.
01.08.1927
Rückkehr nach Moskau zum Ehemann N. N. Suchanow. Kurz darauf Scheidung.
Hausfrau, Nebenverdienst als Stenotypistin in Heimarbeit.
16.12.1930
Verhaftung und Beschuldigung nach Artikel 58-4, 7 und 11. Untersuchungshaft im Moskauer Butyrka-Gefängnis.
09.04.1931
Entlassung aus der Haft.
29.06.1941
Erneute Verhaftung. Beschuldigung nach Artikel 58-6 (Spionage, da sie Briefe an ihre Verwandte in Deutschland schrieb) und Artikel 58-10, Absatz 1 (antisowjetische Agitation).
Wegen des Kriegsausbruchs Evakuierung in das Gefängnis von Saratow.
03.10.1941
Verurteilung durch einen Sonderausschuss beim NKWD nach dem so genannten Buchstabenparagraphen SOE (sozial-gefährliches Element) zu acht Jahren Lagerhaft.
1941-1942
Haftverbüßung in der Besserungsarbeitskolonie Nowousenskaja im Gebiet Saratow.