biographie

 
   
 
 

Margarita

Robertowna

Schitz

 
 

Nachdem Margarita Schitz 1937 verhaftet wurde, blieb Marianne, ihre Tochter aus erster Ehe, allein zurück. Die 9-jährige Marianne besuchte daraufhin ihre Mutter allein im Moskauer Butyrka-Gefängnis. Und mit 12 Jahren erhielt sie die Erlaubnis, allein zu Besuch zu ihrer Mutter ins Temnikowski-ITL zu fahren.

"Nun zu den Treffen mit Mama. Ich erinnere mich, wie ich als 12-Jährige mit einem Koffer, den ich tragen konnte und in dem Essen eingepackt war bis zum Bahnhof Potma fuhr. Dort durchlief ich die Sanitärschleuse, setzte mich dann in das bereitgestellte Fahrzeug und wir wurden dann in die Siedlung Jawas gebracht. Ich war das einzige Kind. Ansonsten fuhren noch einige Frauen.

Man führte uns in ein kleines Haus, in dem einige Betten standen, und am nächsten Morgen sahen wir, wie unter Bewachung die Frauen zu uns gebracht wurden.

Nur mit Mühe erkannte ich Mama wieder. Drei Jahre waren vergangen und anstelle der jungen, modisch gekleideten Mutter kam eine ausgemergelte Frau in Wattejacke (die sie sich extra ausgeliehen hatte). Der Winter war kalt und ich hatte Milch gekauft, die in der Schüssel gefror. Ich erfuhr, wie Mama fast ein halbes Jahr vor Kummer in der Psychiatrie gelegen hatte, dass sie ihr kleines Kind praktisch allein zurückgelassen hatte.

Wie schmerzhaft schade, dass sie MEMORIAL nicht mehr erleben und die guten und herzlichen Menschen nicht mehr kennen lernen konnte."

Marianna Issajewna Njurenberg (Margaritas Tochter) in einem Brief an MEMORIAL. Schitomir, 1989.

   
 

31.11.1905

In Kolmar als Tochter eines Arbeiters geboren.
Ausbildung zur Musikerin. Nach Heirat mit Iwan Juljewitsch Schitz wird sie Hausfrau.

Juli 1937

Verhaftung in Moskau. Untersuchungshaft im Butyrka-Gefängnis.

September 1937

Verurteilung durch den Sonderausschuss beim NKWD nach dem so genannten Buchstabenparagraphen TschSIR (Familienmitglied eines Vaterlandsverräters) zu acht Jahren Lagerhaft und fünf Jahren Entzug der Bürgerrechte.
Diesem Ereignis war die Verhaftung ihres Mannes vorausgegangen.

1939 – 1946

Haftverbüßung in einem Lager in Potma, Mordwinische ASSR, arbeitet als Näherin.

September 1946

Entlassung nach vollständiger Haftverbüßung.

1946 – 1950

Verbannung nach Pawlodar (Kasachstan).
Arbeitet als Warenkontrolleurin in einer Pelzfabrik.

Juli 1950

Verhaftung in Pawlodar.

15.09.1950

Verurteilung durch das Gebietsgericht Pawlodar nach Artikel 58-10, Absatz 1 (antisowjetische Gespräche) zu zehn Jahren Lagerhaft und fünf Jahren Entzug der Bürgerrechte.

1950 – 1954

Haftverbüßung im Sonderlager Nr. 9.

26.11.1954

Rehabilitierung und Überstellung in das Gefängnis von Tschimkent.

13.12.1954

Entlassung aus der Haft.

Lagerhaft in

KARAGANDA-ITL, TEMNIKOWSKI-ITL

     
 

Fotos, Illustrationen und Dokumente

Njurenberg, M. I.: Lebensbericht    

Njurenberg, M. I.: Lebensbericht