Dmitri Olizkis Schwester Jekaterina beschreibt die Umstände seiner zweiten Verhaftung:
"Aus Anlass des Prozesses gegen die Industriepartei, bei dem einige der Angeklagten zum Tode verurteilt worden waren, fanden in allen Betrieben und Institutionen Versammlungen der Arbeiter und Angestellten statt, auf denen die Todesurteile begrüßt wurden.
Als er abends nach Hause kam, erzählte Dima (unserer Schwester) Anja, dass er sich vor der Versammlung nicht habe drücken können - das Erscheinen war obligatorisch. Nach den Reden, noch vor der Abstimmung, hatte er den Versammlungsraum verlassen. Als er jedoch zurückkam, sagte man ihm: ‚Wir haben auf Sie gewartet. In dieser Frage wollen wir einstimmig sein.’ Die Abstimmung wurde mit einfachem Handzeichen durchgeführt. Dima hob die Hand nicht zur Zustimmung zu den Todesurteilen. Er stimmte auch nicht dagegen. Er enthielt sich. Aufgebracht fragte ihn der Versammlungsleiter: ‚Denken Sie denn, Dmitri Lwowitsch, wir könnten die Revolution mit Glacéhandschuhen durchführen?’ – Dima war sich sicher, sehr vorsichtig reagiert zu haben: ‚Nein. Aber 14 Jahre nach der Revolution könnte man andere Schutzmaßnahmen finden…’
Anja warnte Dima, sein Schicksal sei damit besiegelt. Dima dagegen war optimistisch. Einige Tage danach jedoch kam eine Vorladung zur GPU…
Jetzt haben sie Dima für fünf Jahre ins Lager geschickt."
Jekaterina Olickaja: Moi vospomoninanija (Erinnerungen). Bd. 2. Frankfurt/M. 1972. S. 77 f.
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