"Es ging wieder los, ich sollte in den Schacht. Na, da habe ich im stillen gedacht, jetzt ist es kalt – es waren schließlich immer so um 59 Grad Kälte, was wir so hatten. Das höchste war minus 59 Grad, aber so bei minus 48 Grad waren es oft. Und dann der Schneesturm … Und dann bin ich wieder in den Schacht gegangen. Es war ja nicht warm unten im Schacht. sie haben ja kalte Luft reingeblasen, damit man arbeiten sollte. Aber es war doch angenehmer als draußen bei dem Schneesturm und bei der Kälte. Im Schacht war es doch ein bisschen wärmer. Und da hatte ich Glück. Ich hatte eine Kohlenschicht, die war 1,80 Meter. Ich meine, das war schon angenehmer. Bloß, da war wieder der Nachteil, die Decke war so schlecht. Da musste man aufpassen, dass man von oben nichts auf den Kopf bekam. Es ist allerhand passiert unten im Schacht. Da sind etliche Menschen – na ja, wie soll ich sagen … Die Decke sieht aus wie ein Pilz. Ich meine, die jahrelang im Schacht gearbeitet haben, die wissen ganz genau, hier kommt was runter. Die sehen das. Rundherum geht eine Naht. Die geht gewölbt nach innen wie so eine Kuppel. Und mit einem Mal bricht es raus. Und wenn man da nicht aufpasst… Ich meine, der da die Stempel gesetzt hatte, der wusste genau, wo er zuerst den Stempel setzen musste, damit das nicht runterkommt."
Anne Drescher: Haft am Demmlerplatz. Gespräche mit Betroffenen. Sowjetische Militärtribunale Schwerin 1945 bis 1953. 2. korr. Aufl., Schwerin 2004. Herausgeber: Der Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. S. 136.
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