biographie

 
   
 
 

Johannes

Krikowski

 
 

"Ob man krank war oder nicht, das wurde weiter nicht untersucht. Und dann kam ich schließlich in diesen Schacht VI, einen miesen Stollen – vielleicht 60 Zentimeter hoch – wo man Methangas hatte. Ich musste dort Stempel bauen mit noch einem ehemaligen Studenten zusammen. Wir konnten vor lauter Kraftlosigkeit diesen Stempel nicht halten. Ich hielt den Stempel, er nahm den Hammer und fiel gleich vom Gewicht des Hammers nach hinten über. Wir haben kurzum die Norm nie geschafft und kamen dementsprechend immer auf Strafration. Ich wusste, bei 100 Prozent gab es die volle Essensration. Die hatten wir nie erreicht. … Das war die fürchterlichste Zeit dort unten im Lager. Es gab Anmarschwege zum Schacht VI, die haben zwei Stunden gedauert. Fürchterlich im Purga, dem Schneesturm. Das heißt, morgens hat immer einer gemessen. Wenn die Temperaturen unter fünfundvierzig Grad minus war, brauchte man nicht im Schacht zu bleiben. Das war aber sehr, sehr selten. Es kam mal vor. Und das war dann so ein Feiertag für uns, einmal nicht raus zu müssen."

Anne Drescher: Haft am Demmlerplatz. Gespräche mit Betroffenen. Sowjetische Militärtribunale Schwerin 1945-1953. 2., korr. Auflage. Schwerin 2004. Herausgeber: Der Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. S. 198.

   
 

14.04.1930

Geb. in Gumbinnen.

Oktober 1949

Studienbeginn in Greifswald.
Äußert sich offen kritisch zur politischen Entwicklung in der DDR.

31.10./01.11.1951

Verhaftung. Zunächst Untersuchungshaft im Greifswalder Gefängnis; einige Tage danach Übergabe an die sowjetischen Organe und Transport nach Schwerin. Einzelhaft. Vorwurf angeblicher Spionage für den frz. Geheimdienst.

07./08.03.1952

Prozess in Schwerin gegen mehrere Personen, von denen er nur eine kennt. Verurteilung zu 25 Jahren Haft. (Drei der Mitangeklagten werden zum Tode verurteilt.)

März - Mai 1952

Transport nach Berlin, dann in die Sowjetunion (über Brest-Litowsk und Moskau nach Workuta).

1952-1955

Haft in Workuta. Arbeit zunächst im Kohleschacht, später (aus gesundheitlichen Gründen) Einsatz bei anderen Arbeiten.

1955

Transport nach Suchobeswodnoje.

06.12.1955

Entlassung zunächst in die DDR, dann nach West-Berlin.

1956-1961

Theologiestudium; dann kurzzeitig Arbeit an einem Gymnasium in West-Berlin.

1961-1991

Umzug nach Düsseldorf. Arbeit als Bezirksbeauftragter für Berufsschulen.

30.11.2007

Verstorben in Düsseldorf.

Lagerhaft in

FLUSSLAGER, UNSCHA-ITL

     
 

Fotos, Illustrationen und Dokumente

Haftbeschluss    

Haftbeschluss

    

Biographie: Vera Ammer

Die Veröffentlichung des Dokuments und des Buchauszugs erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Johannes Krikowski und Anne Drescher beim Landesbeauftragten für Mecklenburg-Vorpommern für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR.