biographie

 
   
 
 

Jakow

Jakowlewitsch

Etinger

 
 

"Schließlich wurde ich am 17. Mai 1951 zur Gefängnisleitung von Lefortowo gerufen. Dort verlas man mir den Beschluss des Sonderausschusses beim MGB der UdSSR vom 5. Mai 1951. Nach Artikel 58-10 war ich zu zehn Jahren Haft in einem Besserungsarbeitslager verurteilt worden. Ich verbrachte noch ein paar Wochen im Gefängnis. Am 5. Juni 1951 wurde ich dann nach Kolyma verschickt. Der Transport dauerte über einen Monat. Ich war in den Durchgangsgefängnissen von Kuibyschew, Tscheljabinsk, Nowossibirsk, Irkutsk , Chabarowsk, bis ich ins Durchgangslager nach Wanino kam, am Ufer des Tatarischen Golfs. Dieses Durchgangslager stellte eine gigantische Lager-Stadt dar, wo sich gleichzeitig zwei-bis dreihunderttausend 'Transit'-Gefangene aufhielten. Hier verbrachte ich ein paar Wochen in Erwartung der Weiterfahrt nach Magadan..."

Jakov Ėtinger: "Delo wračej" i sud'ba odnoj sem'i. Nauka i žizn', 1/1990. S. 126-129, hier S. 128.

   
 

12.08.1929

Geb. in Minsk; Eltern: Lasar Siterman (1892-1941?) und Vera Siterman (1892-1942). Beide Eltern werden später Opfer des Holocaust.

Juli 1941

Deutsche Besatzung. Zwangsumsiedlung ins Ghetto.

07.09.1941

Verhaftung des Vaters durch die Gestapo.

12.08.1941-1942

Leben mit der Mutter im Ghetto.

Mai 1942

Flucht Jakows aus dem Ghetto mit Hilfe seiner Kinderfrau.

1942

Ermordung der Mutter während eines Pogroms in Minsk.

1944-1948

Aufnahme in die mit seinen Eltern befreundete Familie des Mediziners Jakow Giljarowitsch Etinger (1887-1951) und Rebekka Konstantinowna Wiktorowa in Moskau. Adoption durch J. Etinger. Schulbesuch; Abschluss und Beginn des (externen) Studiums an der Historischen Fakultät der Moskauer Universität.

17.10.1950

Verhaftung wegen "antisowjetischer Tätigkeit". Untersuchungshaft in Lefortowo.

18.11.1950

Verhaftung des Vaters u. a. aufgrund von Denunziationen wegen kritischer Äußerungen ("verleumderischer Erfindungen") über Stalin und Berija.

02.03.1951

Tod des Vaters im Lefortowo-Gefängnis.

05.05.1951

Urteil durch einen Sonderausschuss beim MGB gegen Jakow J. Etinger nach Art. 58-10: Zehn Jahre Haft in einem MGB-Sonderlager.

17.05.1951

Das Urteil wird Etinger bekanntgegeben.

16.07.1951

Verhaftung der Mutter (Rebekka Wiktorowa), wurde nach 58-10 zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt (Strafverbüßung in Wladimir, Nowotscherkassk bis 1954, dann rehabilitiert).

August 1951

Transport in die Gefängnisse von Kuibyschew, Tscheljabinsk, Nowossibirsk, Irkutsk, Chabarowsk; dann ins Lager Wanino. Dann wieder nach Moskau (Lefortowo) verbracht zu weiteren Verhören, um Aussagen über die "Schädlingsarbeit" der Ärzte zu erpressen. Verweigerung dieser Aussage.

1952-1954

Haftverbüßung in Wjatlag (Gebiet Kirow).

30.11.1954

Haftentlassung, Rehabilitierung.

1956

Beendigung des Studiums an der Historischen Fakultät in Moskau.

1956-1989

Arbeit am IMEMO (Institut für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen der Akademie der Wissenschaften der UdSSR); Kandidaten- und Doktordissertation.
Sammlung von Unterlagen über die "Ärzteaffäre".

nach 1989

Teilnahme an der Gründung von "Memorial" und Mitarbeit in dieser und anderen Menschenrechtsorganisationen sowie der Assoziation von jüdischen ehemaligen Häftlingen von Ghettos und Konzentrationslagern. Lebt in Moskau.

Lagerhaft in

WANINO-ITL DES DALSTROI, WJATSKER ITL

     
 

Fotos, Illustrationen und Dokumente

Jakow Etinger 1950Jakow Etinger 1953Jakow Etinger 2001  

Jakow Etinger 1950

Jakow Etinger 1953

Jakow Etinger 2001

  

Biographie: Vera Ammer

Die Veröffentlichung der Fotos erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Jakow Etinger.