|
|
|
"Ende 1949 wurde ich dann wieder zum Untersuchungsrichter geführt. Es war ein weiterer sowjetischer Offizier dabei. Der Untersuchungsrichter erklärte mir, dieses wäre der Staatsanwalt. Er stellte viele belanglose Fragen, machte sich Notizen und erklärte dann nach etwa zwei Stunden, dass ich mich demnächst vor dem sowjetischen Militärtribunal zu verantworten habe. Ich hatte schon wiederholt dem Untersuchungsrichter erklärt, dass ich einen Verteidiger wünsche. Ich bekam immer wieder die gleiche Antwort: 'Später.’ Auch vor dem sogenannten Staatsanwalt forderte ich einen Verteidiger. Er erwiderte, dass ich das haben könne, es gebe aber nur einen Verteidiger in der gesamten Deutschen Demokratischen Republik, und er wisse nicht, wann dieser Zeit habe. Es könnte ein, zwei oder drei Jahre dauern. Daraufhin verzichtete ich, da ich endlich aus dem Gefängnis wollte, in der Hoffnung, in ein Lager zu kommen."
Anne Drescher: Haft am Demmlerplatz. Gespräche mit Betroffenen. Sowjetische Militärtribunale Schwerin 1945-1953. 2., korr. Auflage. Schwerin 2004. Herausgeber: Der Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR S. 76.
|
|
|
|
|
|
07.05.1928 | Geb. in Stralsund. | 1944/45 | Kriegseinsatz. Seemannsschule; britische Kriegsgefangenschaft. Freilassung sofort nach Kriegsende. Rückkehr aus der britischen Besatzungszone nach Stralsund. Beginnt in der Gärtnerei der Eltern zu arbeiten; nebenbei Besuch einer Gartenbaufachschule. | 1946 | Eintritt in die LDP, den FDGB und die FDJ (in den beiden letzteren Organisationen hofft er, liberalen Einfluss geltend machen zu können). | 1948 | Kreisgeschäftsführer der LDP auf Usedom. | 05.03.1949 | Verhaftung. | 1949 | Untersuchungshaft in Schwerin (im Untersuchungsgefängnis am Demmlerplatz). Nächtliche Verhöre, massiver physischer Druck, Misshandlungen. | 21.01.1950 | Gerichtsverfahren gegen insgesamt 32 Angeklagte, die zum Großteil nicht miteinander bekannt sind. Kein Schuldbekenntnis. Nach Art. 58-2, 4, 6, 10 und 11 StGB der RSFSR zu je 25 Jahren Haft und zusätzlich zu drei Jahren wegen illegalen Grenzübertritts (des Übertritts von der britischen in die sowjetische Besatzungszone). Zusammenziehung der 128jährigen Haftstrafe auf 25 Jahre. | Oktober 1950 | Transport über Zwischenaufenthalte in Bautzen, im Roten Ochsen / Halle, in Berlin-Lichtenberg und Berlin-Hohenschönhausen nach Moskau (Lubjanka u. Butyrka), dann weiter nach Workuta. | 1950-1955 | Haft in Workuta. | Oktober 1955 | Haftentlassung (nach dem Besuch von Bundeskanzler Adenauer in Moskau). Rückkehr nach Stralsund. | 1955/56 | Flucht in die Bundesrepublik. | 1958 | Flucht seiner Eltern in die Bundesrepublik, nachdem sie Opfer der Enteignungs- und Kollektivierungsmaßnahmen geworden waren. Eröffnung eines gemeinsamen Gärtnereibetriebs mit seinem Vater. | 1996 | Rehabilitierung. | 18.11.2013 | Tod in Krefeld. | |
Lagerhaft in | WORKUTA-ITL |
|
|
|
|
|
|