biographie

 
   
 
 

Walentin

Karlowitsch

Seilert

 
 

"Ob ich diesen Lebensabschnitt bedauere? Zum Teil nicht… Aber es geht letztendlich nicht um mich – ich bin ein Einzelfall. Im Kern geht es um die Schande des sowjetischen Systems, denn das Volk urteilt über die Sowjetmacht nach den Taten ihrer Vertreter. Chruschtschow zeigte, dass auch ein Dummkopf die Mach an sich reißen und das Volk 'regieren' kann; Breschnew führte die Wirtschaft an den Abgrund, demoralisierte das sowjetische Volk, installierte im Staatsapparat mafiöse Strukturen nach dem Motto: 'Ich gebe dir, du gibst mir und das in aller Stille', und bewies, dass man das russische Volk überhaupt nicht regieren muss, sondern es mit ein paar lautstarken Parolen bewenden lassen kann… Unter Stalins Fahrlässigkeit oder aktiver Mitwirkung vernichteten die verbrecherischen Abenteurer die besten Leute des sowjetischen Staates, die aufrichtig an die Sache Lenins glaubten."

Juri Walentinowitsch Swetlow (Seilert): "Lebensgeschichte meines Vaters", Moskau 2003.

   
 

24.05.1908

In Smolensk geboren.

1919 – 1923

Besuch des Künstlerstudios Jeguda (Juri) Moissejewitsch Pen.
Danach einjähriger Besuch des Wchutemas (Staatliche Meisterklassen für Kunst und Technik), nimmt Unterricht bei M. Chagall und K. Malewitsch.

1923 – 1924

Nach Ende der 8. Klasse - Umzug nach Smolensk, da in Weißrussland die 9-jährige Schule abgeschafft wird. Danach Rückkehr nach Witebsk, Konfirmation.

August 1924 – Juni 1928

Wohnt in Leningrad. Ausbildung an der Fachschule für Kunst und Industrie. Mitte 1928 hat er drei akademische Abschlüsse: Geodät, Meister für Keramik und künstlerischer Designer.

02.07.1929

Heiratet Anna Petrowna Michno.

November 1929

Arbeitet im Oberster Sowjet für Volkswirtschaft der Weißrussischen SSR als leitender Geodät und zieht mit seiner Frau nach Minsk um.

05.03.1930

Folgt einem Aufruf der Partei und fährt in den Fernen Osten, um dort in einer Sonderbrigade als technischer Geodät auf dem Bau BirobidschanStroi zu arbeiten.

Ende 1930

Einer ersten Verfolgungswelle fallen Walentins Vater und Schwiegervater zum Opfer. Die Familie bringt sich in Sicherheit und zieht nach Chabarowsk. Seilert arbeitet nun als Leiter für Geodäsie und in der Werkstatt für technische Zeichnungen im Staatskombinat GosSemTrest. Außerdem arbeitet er als Illustrator im Verlag "DalKraiIsdat", als Kartograph u.s.w.

1931

Geburt des Sohnes Gennadi.

25.01.1932

Rückkehr der Familie nach Witebsk.
Arbeit in der Porzellanfabrik in Duljowo, danach im Zentrallabor von RosFarfor.
Unterrichtet an der Keramikfachschule in Gschel (Gebiet Moskau).

Januar 1935

Rückkehr nach Witebsk. Leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter und künstlerischer Ausstatter am Historischen Museum von Witebsk.

1937

Geburt des Sohnes Juri.

06.07.1941

Seilerts Frau und zwei Kinder werden aus Witebsk evakuiert.

Juli 1941 – Oktober 1941

Da Witebsk vom Einmarsch deutscher Truppen bedroht wird, nimmt Walentin Seilert an der Evakuierung der Museumsschätze teil. Auf Anordnung des Parteisekretärs bleibt er in Witebsk, um die Telefonstation zu verteidigen.

Seilert wird nach Wolsk abkommandiert und holt nun die Familie nach. In Wolsk wird er Mensaleiter der Garnison Priwolsk.

1941

Massenverfolgung der Wolgadeutschen, Ausweisung aus Wolsk. Seine Frau mit den beiden Söhnen sowie seine Mutter Anna Fjodorowna folgen ihm freiwillig in die Verbannung.

1941 – 1954

Verbannung in eine Sondersiedlung in Pawlodar, arbeitet als Kinomechaniker.

Februar 1942

Einberufung in die Arbeitsarmee nach Tawda in die Lagerzone des Tawda-ITL. Arbeitet im Konstruktionsbüro, als politischer Leiter und einige Zeit in der Baubrigade des Lagers Ostural-ITL.

Oktober 1944 (43?)

Seilerts Frau Anna zieht mit den Söhnen zu ihren Eltern nach Smolensk um.

1945

Rückkehr der Familie zu Seilert nach Tawda.

01.07.1945 – Frühjahr 1947

Arbeitet in der Lagerverwaltung des Ostural-ITL als leitender Ingenieur in der Absatzabteilung. Wird hier auch in der Mitgliederkartei der Kommunistischen Partei geführt.

August 1947 – Januar 1948

Aus gesundheitlichen Gründen nicht berufstätig. Anerkennung als Invalide und Entlassung aus der Arbeitsarmee.

November 1947

Besucht seine Familie in Witebsk.

Januar 1948 – Juli 1954

Wohnt und arbeitet in Irbit, Gebiet Swerdlowsk als Museumsdirektor.

März 1952

Eine neue Direktive des Ministeriums für Staatssicherheit sieht für alle so genannten Arbeitssoldaten (Angehörige der Arbeitsarmee) die "ewige Verbannung" am Arbeitsplatz vor. Einführung der monatlichen Meldepflicht in der Kommandantur und Begrenzung der Führungspositionen.
W. Seilert verliert auf diese Weise seinen Posten als Museumsdirektor. Mehrere Jahre ist ihm ein Strafverfahren anhängig unter dem Vorwand, in aus der Partei auszuschließen. Hauptgrund ist seine deutsche Nationalität.

01.02.1954

Aufhebung der Verbannung.

Ende Juni 1954

Familie Seilert zieht aus Irbit weg und kehrt zurück nach Witebsk.

1954 – 1960

Arbeitet am Lehrerbildungsinstitut für Kunst und Graphik.

1956

Endgültige parteiinterne Rehabilitierung und Wiederherstellung der Parteizugehörigkeit seit 1941.

1960 – 1994

Absolviert die künstlerisch-graphische Fakultät des Staatlichen Pädagogischen Ferninstituts Moskau und erhält seinen ersten Hochschulabschluss.
Wird methodischer Leiter für bildende Kunst am Lehrstuhl für Malerei und Graphik des Pädagogischen Instituts "S. M. Kirow" in Witebsk.
Arbeitet mit dem Historischen Museum Witebsk und anderen weißrussischen Museen zusammen.
Professionelle Beschäftigung mit der Fotografie.

23.09.1994

Stirbt in Witebsk.

Lagerhaft in

TAWDA-ITL, OSTURAL-ITL

     
 

Fotos, Illustrationen und Dokumente

Seilert, W. K.: FamilienbildSeilert, W. K.: PassierscheinSeilert, W. K.: FamilienbildSeilert, W. K.: FamilienbildSeilert: Entlassungsbescheid Juri

Seilert, W. K.: Familienbild

Seilert, W. K.: Passierschein

Seilert, W. K.: Familienbild

Seilert, W. K.: Familienbild

Seilert: Entlassungsbescheid Juri

Seilert, W. K.: EntlassungsbescheidSeilert: Entlassungsbescheid AnnaSeilert, J. W.: RehabilitierungsurkundeSeilert, J. W.: RehabilitierungsurkundeSeilert, J. W.: Anschreiben

Seilert, W. K.: Entlassungsbescheid

Seilert: Entlassungsbescheid Anna

Seilert, J. W.: Rehabilitierungsurkunde

Seilert, J. W.: Rehabilitierungsurkunde

Seilert, J. W.: Anschreiben

Seilert, J. W.: RehabescheidSeilert, J. W.: Rehabilitierungsurkunde   

Seilert, J. W.: Rehabescheid

Seilert, J. W.: Rehabilitierungsurkunde